Warum verehren wir Jesu Herz in besonderer Weise?

05. Juni 2023
Quelle: Distrikt Österreich

Schon im heiligen Evangelium weist der Heiland uns auf Sein heiligstes Herz hin und fordert uns auf, es als eine Schule unseres Lebens zu betrachten: „Lernet von Mir, ich bin sanftmütig und demütig von Herzen!“ (Mt 11, 29). Damit war die Verehrung Seines Herzens grundgelegt. Wenn Er und später Seine Apostel so oft von Seiner Liebe reden und uns auffordern, diese Liebe zu erwidern, so sind das immer Herz-Jesu-Predigten; denn Jesu Liebe ist, wie wir sahen, der Kern der Herz-Jesu-Verehrung. Dies gilt noch mehr von den herrlichen Werken der Liebe und des Erbarmens, an denen das Leben Jesu so reich ist; sie alle sind Herolde, die uns die Güte und Schönheit Seines Herzens preisen.

Doch Jesus wollte unsere Zeit noch wirksamer auf Sein göttliches Herz hinweisen, und darum griff Er zu einem außerordentlichen Mittel. Vor etwa mehr als zweihundert Jahren erwählte Er eine einfache demütige Klosterfrau, die heiige Margareta Maria Alacoque aus dem Orden der Heimsuchung und machte aus ihr eine Apostolin Seines göttlichen Herzens. Er erschien ihr wiederholt, zeigte ihr Sein göttliches Herz und sprach dabei die wunderbaren Worte: „Siehe dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es nichts unterlassen, ja sich erschöpft und verzehrt hat, um ihnen seine Liebe zu bekunden! Doch als Entgelt erhalte ich von den meisten nichts als Undank durch die Unehrerbietigkeiten und Sakrilegien, durch die Kälte und Verachtung, womit sie Mir in diesem Sakrament der Liebe begegnen. Am tiefsten aber empfinde Ich es, dass Ich solches auch von Mir geweihten Personen erdulden muss. Ich fordere daher von dir, dass der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav der Verehrung meines Herzens besonders geweiht werde, indem man an diesem Tage die Heilige Kommunion empfängt und durch feierliche Abbitte ihm die Ehre wiedererstattet, die ihm während seiner Aussetzung auf den Altären durch Unehrerbietigkeiten geraubt wird. Ich verspreche dir dagegen, dass sich aus der Fülle Meines Herzens die Gnaden der göttlichen Liebe über alle ergießen werden, die ihm diese Ehre erweisen oder bewirken, dass sie ihm erwiesen wird.

Die unfehlbare, vom Heiligen Geiste geleitete Kirche hat diese Offenbarungen des Heilands an die heilige Margareta Maria Alacoque nach sorgfältigster Prüfung zum Anlass genommen, die Herz-Jesu-Verehrung auf die mannigfachste Weise zu fördern und herrlicher zur Entfaltung zu führen. – Auf die Frage, warum wir das Herz Jesu besonders verehren, erhalten wir also die Antwort: Jesus und Seine heilige Kirche wollen diese Andacht, und das ist ihre beste Empfehlung.

Es ist gewiss überaus billig, dass dem göttlichen Herzen eine besondere Verehrung gezollt wird. Wenn es eine besondere Verehrung des kostbaren Blutes, der heiligen Wunden, des heiligen Antlitzes Jesu gibt, dann muss mit Vorzug Sein heiligstes Herz hervorragend verehrt werden, weil es mehr als alles andere Seine Liebe uns offenbart hat. Dieser wunderbaren Liebe verdanken wir ja alle Segnungen, Gnaden und Wohltaten, die der Heiland uns gebracht hat. Sein göttliches Herz aber ist der Sitz dieser Liebe, die kostbare Quelle dafür, es ist die Werkstatt der Liebe Jesu. Hier wurden alle die herrlichen Heilspläne gefasst, alle großen Opfer vorbereitet, alle Leiden übernommen, zu den Schrecken und Qualen des grausamen Sühnetodes am Kreuz willig die Zustimmung gegeben. Hier, im Herzen Jesu, wurde vor allem die nie genug zu preisende Einsetzung und Fortdauer des heiligsten Sakraments als den göttlichen Triumph der Liebe zu uns beschlossen. Es war stets die Liebe Seines Herzens, die den Heiland drängte, für die Ehre Seines Vaters und unser Glück so zu leben, zu arbeiten, zu büßen, zu sühnen, zu opfern, zu sterben und im Tabernakel Seine segensreiche Gegenwart in der Welt vieltausendmal zu vervielfältigen, wie Er es getan. Ja, die Liebe drängte Ihn.

Da ist es gewiss recht, dass die Liebe auch uns drängt, wie der hl. Paulus es von sich sagen konnte: „Die Liebe Christi drängt mich!“ (2 Kor 5, 14). Sie muss uns drängen, unsere Dankbarkeit an das Herz des Heilands zu richten, dass sich uns als die unversiegliche Quelle Seiner wunderbaren Liebeswerke erschlossen hat.