Drittorden: Rundbrief Nr. 51

09. März 2021
Quelle: Distrikt Österreich

51. Rundbrief für den Dritten Orden der Priesterbruderschaft St. Pius X. im österreichischen Distrikt.

Die Fastenzeit ist für die gesamte Kirche, für alle Gläubigen immer eine große Gnadenzeit. Eine sehr entscheidende Sache, auf die uns unser Gründer Erzbischof Marcel Lefebvre hingewiesen hat, ist die Erkenntnis unserer eigenen Mängel. Diese Erkenntnis ist der Ausgangspunkt der persönlichen Heiligung. „Die Erkenntnis unserer Mängel scheint mir sehr wichtig, um zu wissen, wie wir uns im geistlichen Leben verhalten sollen. Noch einmal – wir können nicht hoffen, geheilt zu werden, hoffen in einem Normalzustand zu sein, wenn wir nicht wissen, dass wir krank sind, dass wir der tatsächlichen Ordnung, für die wir geschaffen worden sind, beraubt sind. Und meines Erachtens – ich denke, dass man diese Wahrheit nicht genügend betont hat, die den Rahmen für unser ganzes geistliches Leben bildet. Es ist wichtig, das zu wissen, um in uns das Verlangen zu wecken, so weit als möglich zur Normalität zurückzufinden, das heißt zur Heiligkeit“ (Zitat: ERZBISCHOF M. LEFEBVRE, Priesterexerzitien, Ecône, 2. September 1985, 1. Vortrag)

Unser Herr und Heiland kann uns von unseren Wunden heilen und wir können zu einer gewissen Vollkommenheit gelangen. Dazu ist es aber nötig, immer wieder aufrichtig mit uns selbst zu sein. Die Selbsttäuschung ist eines der allergrößten Übel im geistlichen Leben, wie sehr betrügen die Menschen vor allem sich selbst! Leider auch jene, die ein geistliches Leben führen, oftmals ist es ihnen wirklich kaum bewusst. In den Tagen der Passionszeit pflegte man früher die schönen Ölbergandachten in unseren Kirchen, leider ist das großteils verloren gegangen. Ich möchte Sie herzlich einladen, Jesus am Ölberg zu betrachten, sich die ganze Szene immer wieder vor Augen zu führen, hier bekommen Sie viele wunderbare Lehren für das geistliche Leben. „Vigilate et orate, wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“ (Mt 26,41), so sagte es Jesus den Aposteln und letztlich auch einem jeden von uns. „Warum wachen? Wenn es keine Gefahr für uns gäbe, in Versuchung zu fallen, hätten wir es nicht nötig zu wachen, wären wir sicher, ans Ziel zu gelangen, aber weil es immer Diebe gibt, die um uns herum da sind, in uns, und die immer unseren Schaden wollen, die uns immer vom Guten abwenden wollen, darum sind wir gezwungen zu wachen. Jene, die nicht wachen, lassen sich von allen ihren schlechten Neigungen beherrschen.“ (Zitat: ERZBISCHOF M. LEFEBVRE, Exerzitien für die Schwestern der Bruderschaft, Albano 24. September 1976, 3. Vortrag)

Liebe Terziaren, liebe Freunde, unser Gründer trifft da einen ganz entscheidenden Punkt. Wir dürfen nicht in der Oberflächlichkeit stecken bleiben. In der Beichte, in der Seelenführung ist es entscheidend, sich bald daran zu gewöhnen, die Dinge beim Namen zu nennen, keine Schönrederei, keine erfundenen Bezeichnungen, die alles verschleiern oder umschreiben. Das ist letztlich ein Mangel an echter Demut. Die Wachsamkeit und ein echtes Gebetsleben werden uns dazu führen, unsere Mängel recht zu erkennen. Dann kann der liebe Gott uns wirklich große Gnaden schenken.

Warum gibt es manchmal so tiefe Probleme mit der Aufrichtigkeit, auch sich selbst gegenüber? Durch ein fürchterliches Fehlverhalten von Eltern, Lehrern, Vorgesetzten und leider auch Priestern. Man fordert von Jugend an immer unumschränkte Aufrichtigkeit und wie ist dann oft die völlig falsche Reaktion auf die ganze Wahrheit gewesen, die die Kinder ausgesprochen haben: Man war schockiert, schockiert mit allen Folgen. Das ist kein christliches Verhalten! Ein guter Priester ist über gar nichts mehr schockiert, was er da in Beichte oder Seelenführung hört. Auch gute Eltern, Erzieher wissen, wie man hier gut handelt. Alles andere führt nur dazu, dass die Kinder und Jugendlichen, letztlich alle, sich verschließen. Anstatt Dankbarkeit und Freude zu zeigen über ein tugendhaftes Verhalten (eben die Aufrichtigkeit), wird so leider oft das Gegenteil spürbar. Schon die Kinder beginnen dann, künftig nicht mehr aufrichtig zu sein und leider im schlimmsten Fall dann später einmal nur noch Geheimnisse mit dem Teufel zu haben.

"Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?" (Mt7,3) Trifft auch uns diese Frage? Prüfen wir uns aufrichtig? Es gibt gewiss einen guten kritischen Geist, oftmals ist er aber ganz und gar verkehrt. Warum füge ich das hier an? Die Fehler, die wir so gerne bei den anderen sehen, sind manchmal genau unsere eigenen Fehler.

Fastenzeit bedeutet stets einen wachsamen und intensiven geistlichen Kampf zu führen, möge uns Gott dazu reich begnaden! „Denn wenn man Gott liebt, verabscheut man alles, was von Ihm entfernt. Die Sünde aber entfernt uns von Gott. Infolgedessen müssen wir durch den Akt der Liebe, die wir zu Gott und zu unserem Herrn haben, zugleich unsere Sünden verabscheuen und den lieben, welcher der Urheber unseres Seins ist der der Gnade, die in uns ist.“ (Zitat: ERZBISCHOF M. LEFEBVRE, Predigt in Ecône, 7. Jänner 1973)

Liebe Terziaren und Freunde, von Herzen wünsche ich Ihnen gnadenbringende und frohe Ostern! Möge dieses Osterfest 2021 uns alle wirklich näher zum Erlöser bringen! „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat: da lasst uns frohlocken und fröhlich sein. Preiset den Herrn, denn Er ist gut, denn ewig währet Sein Erbarmen. Alleluja" (Graduale am hohen Ostersonntag). Mögen wir alle von einer tiefen Osterfreude erfüllt werden, trotz der gegenwärtigen, noch immer anhaltenden Umstände in der Kirche und der Gesellschaft. Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat!

Herzliche Einladung zum Drittordenstreffen für alle:
Das nächste Treffen für den gesamten Distrikt wird Samstag, 17. bis Sonntag, 18. April 2021 im Katholischen Bildungshaus Jaidhof stattfinden. Herzliche Einladung an Sie alle! Es wäre erfreulich, wieder möglichst viele Terziaren zu unserer religiösen Zusammenkunft begrüßen zu dürfen!

Mit meinen priesterlichen Segenswünschen!

Ihr P. Johannes Regele

Jaidhof, am 9. März 2021, Fest der hl. Franziska von Rom