Der selige Erzbischof Arno von Salzburg

01. Februar 2023
Quelle: Distrikt Österreich
Bischof Arno empfängt das Pallium von Papst Leo III. (auf dem Hintergrund des heutigen Salzburg)

Erst vor zwei Jahren, am 24. Januar 2021, waren genau 1200 Jahre vergangen, seit der selige Arno, der erste Erzbischof von Salzburg im hohen Alter von etwa 80 Jahren starb. Er zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten und prägendsten Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte, auch wenn sein Name heute kaum mehr bekannt ist und sich in Salzburgs Kirchen keine Darstellung von ihm findet.   

Arno (auch Arn genannt) wurde zwischen 740 und 746 n. Chr. in der Nähe von Freising (Bayern) geboren. Er stammte aus der wohlhabenden und einflussreichen Adelsfamilie Preysing, die zur bayerischen Führungsschicht zählte. Erzogen wurde er zunächst im Kloster in Isen, dann besuchte er die Domschule in Preysing und wurde im Jahr 776 zum Priester geweiht. Ein Jahr später kam er als Vertreter des Bischofs nach Kremsmünster in Oberösterreich, wo er bei der Gründung des Klosters behilflich war.

Lebenslange Freundschaft mit Alkuin von York

Im Jahr 778 trat er in den Benediktinerorden im Kloster Elnon (St. Amand im heutigen Nordfrankreich, nahe der belgischen Grenze) ein. Er muss bereits damals eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein, denn schon vier Jahre später wurde er zum Abt des Klosters gewählt. Hier war es auch, wo er Alkuin von York kennenlernte, den größten Gelehrten seiner Zeit und einflussreichsten Ratgebers des Frankenkönigs Karls des Großen. Bald schon entstand eine tiefe Freundschaft zwischen ihm und Arno. Alkuin war es auch, der Arno am Hofe Karls vorstellte. Beide Freunde waren bestimmt, Großes in ihrer Zeit zu wirken, ein jeder nach seinen Fähigkeiten und seiner Berufung.

Im Jahr 785 war es Herzog Tassilo III., der letzte bayerische Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger und ein Cousin Karls des Großen, der Arno zum Bischof von Salzburg und Abt des Klosters St. Peter bestellte, gleichzeitig blieb dieser aber auch weiterhin Abt des Klosters St. Amand.

Arno wird zum Berater von Herzog, König und Kaiser

Während seiner Regentschaft hatte Bischof Arno sich mit schwierigsten poltischen Verhältnissen auseinanderzusetzen. Schon im Jahr 787 kam es zum Streit zwischen Herzog Tassilo III. von Bayern und Karl dem Großen. Tassilo kämpfte um die Selbständigkeit Bayerns, während Karl der Große mit allen Mitteln versuchte, Bayern dem Frankenreich anzuschließen. Arno bemühte sich vergebens um Vermittlung zwischen seinen beiden Gönnern. Zwei Jahre später schickte ihn Herzog Tassilo gemeinsam mit dem Abt von Mondsee nach Rom, damit sie vor Papst Hadrian I. die bayerische Seite vertreten sollten. Der Vermittlungsversuch scheiterte allerdings.

Nachdem Herzog Tassilo im Jahr 788 abgesetzt war und Bayern dem Frankenreich eingegliedert wurde, berief Karl der Große Bischof Arno als Berater. Dieser begleitete ihn sogar auf dem Feldzug gegen die Awaren im Osten, der im Jahr 796 mit der Unterwerfung Pannoniens beendet wurde. Karl der Große schätzte das diplomatische Geschick des Bischofs, der seine Aufgaben jedoch stets im Geist des Christentums löste und dabei immer und vor allem die Ehre Gottes, das Heil der Seelen und das Wohl der Kirche im Auge hatte. Im Jahr 791 wurde er zum „missus dominicus“, zum Königsboten der bayerischen Provinz ernannt, ein Amt, das er bis zum Tode Kaiser Karls im Jahr 814 ausübte. Nur ungern hatte er diese Würde angenommen, da er fürchtete, nicht mehr ausreichend Zeit für seine Pflichten als Bischof zur Verfügung zu haben.

Der erste Erzbischof von Salzburg

Im Auftrag Karls reiste Arno 797 wieder nach Rom, am 20. April 798 erhob Papst Leo III. Salzburg zum Erzbistum und machte die Stadt damit zum geistlichen Zentrum Mitteleuropas und Arno zum Erzbischof des Bistums. Unterstellt wurden ihm auch Kärnten bis zur Draumündung, sowie das Awarenland östlich von der Raab, so dass das Erzbistum Salzburg vom Chiemsee bis zur Theiß in Ungarn, von der Donau bis zur Drau reichte. Diese Kirchenprovinz umfasste somit den Großteil des heutigen Österreichs und Bayerns, das heutige Südtirol und Trentino, weite Teile Ungarns, Tschechiens, Sloweniens und der Slowakei. Mit Erzischof Arno begann die große Zeit Salzburgs, in der seine Bischöfe in Europa enormes politisches Gewicht hatten. Bis heute ist das Stadtbild Salzburgs durch die sakrale Architektur geprägt.  Italienische Salzburg-Kenner der Barockzeit verglichen die Stadt sogar mit Rom.

Mit der neuen Würde erwuchsen Arno naturgemäß neue Bürden. Im Jahr 799 hielt er eine Synode ab, in der die Bischöfe über die Förderung und Vervollkommnung des priesterlichen, klösterlichen und religiös-sittlichen Lebens beratschlagten. Hier ist zu erwähnen, dass auf dieser Synode festgelegt wurde, dass künftig die Feste Maria Lichtmess, Verkündigung, Himmelfahrt und Geburt zu feiern sind. Die Bischöfe wurden verpflichtet, den Armen und Kranken Unterkunft und Nahrung zu geben und auch darüber hinaus für sie zu sorgen. Unrecht und Korruption bekämpfte er, wo immer es ihm möglich war. Ebenfalls im Jahr 799 beauftragte ihn der Frankenkönig, den von den Langobarden aus Rom vertriebenen und an den fränkischen Hof geflohenen Papst Leo III. nach Rom zurückzuführen. Arno war bei der Kaiserkrönung Karls des Großen in Rom am 25. Dezember 800 anwesend.  

Förderer der Mission, der Wissenschaft und der Kunst

Erzbischof Arno war ein großer Förderer der Wissenschaft, ganz besonders der Schule von St. Peter in Salzburg, die mit der berühmten Schule Alkuins in Tours verglichen werden konnte und die mit dieser sogar in einem freundschaftlichen Wettstreit stand.  Dafür berief er Schüler Alkuins als Lehrer nach Salzburg. Für die Klosterbibliothek von St. Peter wurde viel Zeit und Mühe verwendet, mit unendlicher Geduld wurden - damals selbstverständlich noch handschriftlich - zahlreiche Bücher abgeschrieben und so der Nachwelt erhalten, u.a. auch die Briefe des Gelehrten Alkuin. Darüber hinaus förderte er die Rechtswissenschaft und die Kunst. Schon 790 hatte er als Bischof ein Güterverzeichnis angelegt, um nach dem Sturz Tassilos die reichen agilolfingischen Schenkungen an die Salzburger Kirche zu sichern. Karl der Große bestätigt diese Notitia Arnonis anstandslos ebenso wie das zweite Güterverzeichnis, die erst nach der Erhebung zum Erzbistum verfassten Breves Notitiae.

Die christliche Mission unter den Awaren und Karantanen war ihm ein Herzensanliegen, dazu sandte er seine Chorbischöfe in diese Länder im Süden und Osten der Kirchenprovinz und reiste auch selbst in diese Gegenden. Die Missionstätigkeit der Landesbischöfe erreichte unter seiner Regentschaft einen Höhepunkt. Unermüdlich auf Reisen, klug, einfühlsam und freundlich verkündete er selbst das Wort Gottes in seinem Einflussbereich und sorgte für den Ausbau der Seelsorge, aber auch für die Schaffung kultureller Einrichtungen wie Schulen und Bibliotheken. In seinen späten Lebensjahren, als ihm die in damaliger Zeit äußerst strapaziösen Reisen wohl nicht mehr möglich waren, ließ er die Kirche des hl. Rupert in der Stadt Salzburg neu erbauen.

In Treue und selbstloser Pflichterfüllung

Nach dem Tod von Kaiser Karl dem Großen im Jahr 814 scheint sich Erzbischof Arno vom Hof zurückgezogen zu haben. Er starb, erschöpft von Arbeit, Krankheit und Alter am 24. Januar 821 in Salzburg und wurde in der Domkirche begraben. Schon kurz nach seinem Tod wurde er als Seliger verehrt. Papst Leo III. nannte ihn einen Heiligen, ein alter Chronist bezeichnet ihn als „einen vortrefflichen Mann, der durch sein Tugendbeispiel viele anzog und Großes wirkte“, ein anderer nannte ihn einen „unparteilichen, beredten Mann mit groß angelegter Seele, in Rat und Lehre und Heiligkeit des Lebens mit den besten Bischöfen vergleichbar.“

Durch sein treues und selbstloses Leben der Pflichterfüllung, sich immer am Gesetz Gottes orientierend, immer freundlich und den Menschen zugetan, hatte sich Arno den Ruf eines Heiligen erworben, wenn gleich er offiziell als Seliger verehrt wird. Seine Tugenden sind seine Botschaft auch an uns heute:  die christliche Vollkommenheit, die Heiligkeit auch in unserem Leben anzustreben und sich dafür mit ganzer Kraft einzusetzen, an dem Platz, der uns von Gott zugewiesen wurde, in treuer Pflichterfüllung, Selbstlosigkeit und tätiger Nächstenliebe – und das alles immer mit einer großen und warmherzigen Seele.

 

 

Kirchengebet:

Seliger Arno, der du mächtig warst in Wort und Tat, bei Königen und Völkern, schau herab auf die Not unserer friedlosen Zeit, erbitte uns Staatsmänner, die sich selbst vergessend, unentwegt und unverdrossen nur auf den Pfaden der göttlichen Gebote am geistlichen und zeitlichen Wohl ihrer Länder arbeiten, auf dass die Menschheit nicht länger mehr Macht und Kraft, Wissen und Kunst für das Irdische und Niedrige, einzig und allein für das Diesseits verschwende und verliere, sondern ewige Ziele ins Aufge fasse und im Auge behalte, um ewige Werte für das Jenseits zu gewinnen.

Festtag: 24. Januar

 

Quellen:

„Salzburgs Juwelen“

„Heiligenlegende“ von Ludwig Auer

„Heilige und Namenspatrone in Österreich“ von Schauber-Schindler

„Das große Buch der Heiligen und Seligen Österreichs“ von Reinhard Pohanka

„St. Florian, bitte für uns“ von Dietmar Assman